Hannelore Fobo, nach Forschungsergebnissen von Evgenij Kozlov (2009)


CHAOSE ART

 

Einführung - Seite 3

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Generell gilt für alle Kunstrichtungen, dass die atmosphärische Dichte eines Werkes seiner spezifischen Harmonie entspricht, und es gibt soviel Harmonien, wie es Kunstwerke gibt. Die Entfaltung der Harmonie ist umso komplexer, je mehr ein Künstler in der Lage ist, Beziehungen in Haupt- und Nebenschauplätzen zu gestalten und in ein Ganzes zu integrieren. Die Wirkung der Harmonie ist umso eindrücklicher, je überraschender, unverbrauchter, nuancenreicher die Elemente des Werkes sind. Das Kunstwerk schöpft aus der Harmonie seine geistige Kraft.

Die geistige Kraft ist keine abstrakter Begriff, der in erklärender Weise die Wirkung des Bildes auf den Betrachter veranschaulicht, sondern eine geistige Realität, die sich in der Kunst über die Sinne vermittelt. Will man dieser geistigen Kraft, wie sie beispielsweise eine Zeichnung besitzt, einen Ort zuweisen, so kann man sagen: die geistige Schicht befindet sich zwischen dem Papier und der vom Künstler aufgetragenen Farbe. Diese geistige Schicht versetzt den Betrachter in die Lage, die Abbildung auf dem Papier nicht nur in ihrer Flächigkeit zu empfinden, sondern als räumliche, mit anderen Worten, die Formen von der Seite des Papiers her zu empfinden.

CHAOSE ART trägt nun diese geistige Kraft ins Kunstwerk hinein, ohne einer kompositorischen Vorlage zu folgen. Das ist der neue Ansatz in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Der Künstler behält sich in jedem Augenblick die Möglichkeit vor, einem neuen Impuls zu folgen. Er ist jedoch keineswegs Sklave seiner Impulse, denn er stellt sich unmittelbar die Frage, ob der Impuls gerechtfertigt ist oder nicht, ob er ihm folgen soll oder nicht. Diese Entscheidung trifft er frei; frei heißt aber, nur sich selbst gegenüber verantwortlich. Es liegt somit keine Willkürlichkeit in seinem Handeln. Hier unterscheiden sich die Künstler im Grad des Bewusstseins dessen, was sie tun. Die Verwendung einer bestimmten Farbe, der Einsatz einer bestimmten Linie erzeugt auch eine bestimmte Wirkung, was W. Kandinsky im Detail beschrieben hat, und nicht eine andere oder gar gegenteilige. Der Grad des Bewusstseins ist also ein Wissen von den Folgen eines bestimmten Handelns. Und dieser Grad des Bewusstseins ist heute allgemein noch kein sehr hoher. Das heißt, dass tendenziell in der CHAOSE ART der Einsatz der Mittel eher unreflektiert ist; unreflektiert heißt aber nicht willkürlich.


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