Evgenij Kozlov - Евгений Козлов

Portrait Timur Novikov / Портрет Тимура Новикова


Mischtechnik/Papier, 63 x 49 cm , 1986



Die Grafik von 1986 gehört zu einer Serie von Portraits auf Papier einheitlicher Größe von Timur Novikov, Igor Verichev und Georgij Gurianov aus den Jahren 1986/87. Die zugrundeliegenden Fotografien wurden zwischen 1984und 86 bei verschiedenen Anlässen aufgenommen. Hier handelt es sich konkret um eine Aufnahme aus dem "Ballett der Drei Unzertrennlichen", welche auch zum "Portrait Timur Novikov mit Knochenhänden" von 1988 führte. Gleichfalls aus dem "Ballett" entstanden ist das "Portrait von Igor Verichev" aus dem Jahr 1987.

Charakteristisch für diese Reihe ist die Kombination von fotorealistischen Stilmerkmalen bei der Darstellung des Gesichts mit grafischen, zum Teil an die Pop-Art angelehnten Elementen für Kleidung und Hintergrund. In dieser Zeit benutzt Evgenij Kozlov mit Vorliebe einen Nitro-Lack aus der Sprühdose, der sich mit seiner glänzenden Oberfläche und schnellen Trocknung auch hervorragend für die Gestaltung größerer Flächen eignete (s.a. die Arbeit "Ya -Ya" aus dem selben Jahr).

Während Timur Novikov in der Fotografie den Blick nach oben zum Betrachter hin richtet, ist der Blick hier nachdenklich gesenkt und kommuniziert mit keinem Gegenüber. Die leicht gedrehte Körperhaltung ist beibehalten und wird sogar mit der stark gebogenen Nase akzentuiert. Der Kopf ist noch etwas weiter abgesenkt und ruht auf dem Kinn; die extrem kurze Spenzerjacke mit Hemdbrust und gestreifter Hose (inspiert durch Ballettkleidung) wirken in ihrer grafischen Reduktion und Flächigkeit wie appliziert. Der Schwerpunkt des Bildes liegt eindeutig auf dem Kopf, und dieses Gewicht wird durch die gelben "Ohren" in Kopfhöhe aufgefangen. Einen weiteren Ausgleich bilden die Arme, der linke im Bild, indem er die Vertikale durch eine Horizontale durchbricht und aus dem Bild hinausführt, der rechte im diagonalen Schnitt der gegenüberliegenden unteren Ecke mit einer äußerst raffinierten Lösung für die Hand und das von ihr gehaltene Buch., dessen Seiten von unten nach oben tanzen.

Verbunden werden diese recht gegensätzlichen Stilelemente durch ineinandergestellte Rahmen, und zwar zunächst durch die in blau gesprühte Silhouette, die um Kopf und Schultern herum einen gelben "Doppelgänger" freigibt, dann aber auch durch den doppelten Rahmen an der Papierkante in rot und pink (ganz außen), der auf die pinkfarbenen Linien im Bild referiert.